...für den Ökumenischen Kirchentag in München,

im Geistlichen Zentrum am 14.5.2010,
Podium „Wege zum Wasser“


Liebe Freundinnen, liebe Freunde der „Wege zum Wasser“,

in diesem Krug, gefüllt mit Donauwasser, bringe ich Ihnen einen Gruß von der niederbayerischen Donau, von der Donau zwischen Straubing und Vilshofen, von den letzten 70 km noch frei fließender, frei strömender Donau in unserem Land. Seit 18 Jahren kämpfen und beten wir in unserer Region, dass dieses letzte lebendige Stück unseres heimatlichen Stromes erhalten bleibt und nicht durch Staustufen und Seitenkanäle zerstört wird, wie es die Pläne der bayerischen Staatsregierung vorhaben.

Wir, das sind viele Engagierte, organisiert in den großen Umweltverbänden und in verschiedenen Bürgerinitiativen. Eine davon ist der Ökumenische Aktionskreis „Lebendige Donau“, zu dem ich gehöre. Vor 16 Jahren haben wir in Nieder- und Oberalteich mit den Gebeten für die Bewahrung der Schöpfung an jedem letzten Sonntag des Monats am Donauufer begonnen. Verschiedenste Gruppen gestalten seither diese Donaugebete. Jedes ist anders, jedes entsteht in der eigenen kreativen Kraft der jeweiligen Gruppe. Nur der eine Kanon ist allen Donaugebeten gemeinsam: „Jeder Teil dieser Erde sei meinem Volk heilig.“

Wir haben am Niederalteicher Ufer vor 15 Jahren das 6 m hohe Donaukreuz aufgerichtet,
mit geschwungenen Querbalken:
- Zeichen des Stromes,
- Zeichen des Widerstandes gegen seine Bedrohung
- und Zeichen unserer Hoffnung.
Den Impuls zu den monatlichen Donaugebeten gab die 1. Ökumenische Donausegnung 1994. Der damalige Abt Emmanuel Jungclaussen von der Benediktinerabtei in Niederalteich folgte einer inneren Eingebung, am Fest der Taufe Jesu – so wie es in der orthodoxen Kirche Tradition ist, die strömenden Wasser zu segnen. Seither feiern wir jedes Jahr im Januar die Donausegnung, durch und durch ökumenisch, mit großer Beteiligung der Bevölkerung,
- der jährliche Höhepunkt unserer Weggemeinschaft unter dem Donaukreuz!

18 Jahre politischer Einsatz, 16 Jahre monatliche Donaugebete in Nieder- und Oberalteich haben uns einen großen Lernweg geführt. Die Donau hat uns gelehrt, dass die Frage ihres Ausbaus keine Frage der technischen Machbarkeit, sondern eine Frage unseres menschlichen Herzens ist. Sie hat uns eine neue Liebe zu unserer Heimat geschenkt. Wir dürfen sie mehr und mehr als eine lebendige Arche Noah entdecken mit einer ganz besonderen Artenvielfalt in Fauna und Flora, die einzigartig ist in Mitteleuropa.Wir haben ihre ständig wechselnden Wasserstände als einen großen Atemstrom wahrnehmen gelernt, der verbunden mit den Grundwasserströmen unser fruchtbares Donautal nährt und lebendig hält. Die Donau ist uns in ihrer Strömung und Bewegung zum Sinnbild unseres Lebens geworden, unterwegs von der Quelle zur Mündung. Das Geheimnis des Strömenden, vielfach besungen und umkreist in Meditationen und Gebeten durch all die Jahre .....

So halten wir die Kräfte des Herzens seit 18 Jahren den Kräften des reinen gewinnorientierten, zweckrationalen Denkens entgegen. Schöpfungs-Bewusstsein und christliche Schöpfungs-Verantwortung wollen ein Denken, das sich in reiner Berechnung von Transportvolumen und Gewinnmaximierung erschöpft, verwandeln und erheben.

Donausegnung und Donaugebete

-    ein kleines, aber weithin sichtbares Feuer in unserer Region,
-    ein Feuer der Liebe zur Natur, zur Schöpfung,
-    ein Feuer, das Kraft gibt für einen langen Atem im politischen Handeln,
-    ein Feuer, das Kampf und Kontemplation verbindet, verschmelzen lässt,
-    ein Feuer in der Spannung von Mystik und Politik.

Vielleicht fragen Sie sich: Aus welcher Feuerquelle wird dieses euer Feuer genährt?
Eine geistige Wurzel unserer Donaugebete,
wohl ihre tiefste, die Pfahlwurzel sozusagen,
ist die Spur des Jesusgebetes, des Herzensgebetes.
Niederalteich ist ein Ort, an dem seit über 50 Jahren das Jesusgebet in den deutschsprachigen Raum hinein vermittelt wird.

Jesusgebet? Was ist damit gemeint?
Es ist der urchristliche geistliche Erfahrungsweg, dass Gott in Seinem Namen gegenwärtig wird.
Ständiges, liebendes Wiederholen Seines Namens im Herzen,
führt uns zu einem „Beten ohne Unterlass“, wie Paulus sagt.
Es wird zum immerwährenden, zum brennenden Herzensgebet.

Auch ein Lernweg, wie mit der Donau –
ein Lernweg, alle und alles in mir, alles womit ich verbunden bin, mit Seinem Namen verbinden,
-    jeden Gedanken
-    jedes Wort
-    jedes Gefühl
-    jede Empfindung
-    jedes Tun
-    jede Materie, mit der ich in Berührung komme....
-    jeden Menschen, mit dem ich verbunden bin,
-    jeden, der mir begegnet,
      in SEINEN Namen legen.

Ja, mein Leben liegt in Deinem Namen.
Mein Leben wird zur Hingabe, zur Darbringung in Deinen Namen.
Aber welcher Name lebt in mir?
Welcher Gottesname ist wirkend, ist lebendig in mir?
In welchem Namen hast du Dich in mein Herz gelegt, Gott?
In welchem Liebesnamen darf ich mich Dir geben -
in jedem  Augenblick, in jedem Atemzug –
im ich bin Dein – antwortend auf Dein „Ich bin Dein“?
Empfangen und Geben werden eins im „ich bin Dein - Du bist mein.“
Vereinigung im JA – ganz DEIN.

Ja, VATER, MUTTER, ganz DEIN
Ja, JESUS CHRISTUS, BRUDER SCHWESTER, ganz DEIN
Ja, Du GEIST des Lebens, GEIST der LIEBE, RUACH, ganz DEIN.

Das HerzensDEINgebet nimmt mich hinein in den Liebesstrom, in den Austausch der Liebe des Dreifaltigen Gottes
-    im Herzschoß der Mutter in mir.
So hat sich mir – uns -  das traditionelle Jesusgebet als HerzensDEINgebet geöffnet,
als Weg zum Wasser – zum Feuerwasser des Lebens,
als Weg zur Ganzhingabe.
Ganzhingabe im Atem, im Herzen, im Wort: DEIN

Oft und oft während der 16 Jahre Donaugebete und auf vielfältige Weise hat der Segen Aarons aus dem Buch Numeri unsere Schöpfungsgebete an der Donau beschlossen.
Da sagt Gott zu Aaron:
„So sollt ihr die Israeliten segnen:
Legt auf alle und alles meinen Namen, dann werde Ich es sein, der sie segnet.“

Marlis Thalhammer