Donaugebet am 25.07.2021

Pfarrei Lalling mit Pfr. Höppler

Alle meine Quellen entspringen in DIR

Lied "Jeder Teil dieser Erde"

 

Einführung

 

Vielen Dank für die Einladung, dieses heutige Donaugebet gemeinsam mit Ihnen gestalten zu dürfen. Danke allen Organisatoren und danke auch all jenen, die in irgendeiner Form gestalterisch mitwirken. Danke allen, die sich für die Bewahrung der göttlichen Schöpfung einsetzen, ein Auftrag, der uns als Christen nicht durch irgendwelche Parteiprogramme mit auf den Weg gegeben ist, sondern durch den Schöpfungsbericht im Buch Genesis, den Auftrag, die Erde zu bebauen und zu hü

ten.

Überschrieben habe ich das heutige Donaugebet mit den Worten ‚Alle meine Quellen entspringen in dir‘, ausgehend von dem gleichnamigen Lied von Schwester Leonore Heinzl. Ein Thema, das zum einen sehr gut hier an diesen Ort passt. Und ein Thema, das uns die Vielseitigkeit des Lebens vor Augen führt, da Wasser, auch in der Botschaft der Bibel, nicht immer nur seine lebensspendende Seite zeigt, sondern sehr wohl auch seine vernichtende und zerstörerische Dimension. Als Wüstenvolk haben die Autoren unserer Heiligen Schrift seit je her ein sehr gespaltenes Verhältnis zum Wasser. Wasser ist auf der einen Seite der Ort, an dem das Böse und das Unheilvolle lauert, all die Stürme, die es zu stillen gilt. Und auf der anderen Seite ist Wasser überlebenswichtig, um als Nomadenvolk in der Wüste nicht zu verdursten. Wasser also, das Leben schenkt und Leben nimmt, das Wachstum ermöglicht und alles ersticken kann. Diese Ambivalenz des Wassers ist gut zu wissen, wenn wir die biblischen Erzählungen lesen. Dass Wasser der Grundstoff allen Lebens ist, so das Buch Genesis, und dass im Wasser die Schöpfung versinkt, so die Beschreibung der Sintflut. Dass Wasser immer wieder der Ort der Heilung ist, so die Kranken am Teich von Schiloach, und der Ort des Untergangs, so Petrus, der aus dem Boot steigt und mangels Vertrauen in den Fluten des Lebens versinkt.

 

Mit dem gewählten Thema ‚Alle meine Quellen entspringen in dir‘ werden wir uns heute vor allem der positiven Seite des Wassers zuwenden. Dass Wasser ein Zeichen der Gemeinschaft und der Rettung ist und dass Jesus über sich selber sagt, das Wasser des Lebens zu sein. Dass wir also, wenn wir auf ihn hören und schauen, Leben und Gemeinschaft finden werden. Und das nicht nur in dieser Welt und Zeit, sondern darüber hinaus.

 

Vergebungsgebet

 

Herr Jesus, im Angesicht der vielfältigen Herausforderungen, vor denen wir täglich stehen und in Anbetracht der großen Schäden, die auch wir der göttlichen Schöpfung zufügen, bitten wir dich: Herr, erbarme dich.

 

Wissend um den lebensspendenden Geist deiner befreienden Botschaft und ahnend, dass wir auf unserem Weg immer wieder auch falschen Geistern hinterherlaufen und auf den Leim gehen, bitten wir dich: Christus, erbarme dich.

 

Hoffend, dass du die Quelle des Lebens bist, die uns über diese Welt hinaus erfrischt und zweifelnd, ob diese Botschaft unseres Glaubens jemals Realität werden wird, bitten wir dich: Herr, erbarme dich.

 

Vergebungsbitte Gebet

 

Der du der Ursprung bist von allem Guten, das getan wird, der uns aufhetzt und anfeuert gegen den Tod in all seinen Formen und uns eingibt, uns nicht zu fügen in die Macht des Unrechts, in Feigheit und Grausamkeit. Sei in uns Herz und Verstand, dass wir fähig werden, das schlimmste Leid zu mildern; dass wir den Ungeist aufwiegen, der diese Erde verwildert. Wir beten zu dir für die mutlos geworden sind wegen alles Bösen in der Welt. Aber auch für die, die voller Hoffnung sind, die hell bleiben: Verstärke ihr Herz, dass nie fehlen in unserer Mitte Standhaftigkeit und Sanftheit, Liebe, stärker als der Tod. Vor deinem Angesicht gedenken wir unserer Toten, aller, die unabkömmlich waren, der zu früh Gestorbenen, aller, die unserer Obhut und Liebe anvertraut sind, aller, die uns umringen mit Fragen, Sorgen und Glück. Gott der Lebendigen, erfülle deinen Namen an uns, an deiner Gemeinde, wo auch in der Welt. Strecke deine Hand aus bis dahin, wo wir noch tot sind. Mache, heute noch, mit uns einen neuen Anfang.

                                                                                            Huub Oosterhuis

 

Evangelium Joh 4, 1-15 Übersetzung: Hoffnung für alle

 

Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes. Den Pharisäern war zu Ohren gekommen, dass Jesus noch mehr Nachfolger gewann und taufte als Johannes – obwohl er nicht einmal selbst taufte, sondern nur seine Jünger. Als Jesus das erfuhr, verließ er Judäa und kehrte nach Galiläa zurück. Sein Weg führte ihn auch durch Samarien, unter anderem nach Sychar. Dieser Ort liegt in der Nähe des Feldes, das Jakob seinem Sohn Josef geschenkt hatte. Dort befand sich der Jakobsbrunnen. Müde von der Wanderung setzte sich Jesus an den Brunnen. Es war um die Mittagszeit. Da kam eine Samariterin aus der nahe gelegenen Stadt zum Brunnen, um Wasser zu holen. Jesus bat sie: „Gib mir etwas zu trinken!“ Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um etwas zu essen einzukaufen. Die Frau war überrascht, denn normalerweise wollten die Juden nichts mit den Samaritern zu tun haben. Sie sagte: „Du bist doch ein Jude! Wieso bittest du mich um Wasser? Schließlich bin ich eine samaritische Frau!“ Jesus antwortete ihr: „Wenn du wüsstest, was Gott dir geben will und wer dich hier um Wasser bittet, würdest du mich um das Wasser bitten, das du wirklich zum Leben brauchst. Und ich würde es dir geben.“ „Aber Herr“, meinte da die Frau, „du hast doch gar nichts, womit du Wasser schöpfen kannst, und der Brunnen ist tief! Wo willst du denn das Wasser für mich hernehmen? Kannst du etwa mehr als Jakob, unser Stammvater, der diesen Brunnen gegraben hat? Er selbst, seine Söhne und sein Vieh haben schon daraus getrunken.“ Jesus erwiderte: „Wer dieses Wasser trinkt, wird bald wieder durstig sein. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, der wird nie wieder Durst bekommen. Dieses Wasser wird in ihm zu einer nie versiegenden Quelle, die ewiges Leben schenkt“ Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.

 

Lied Alle meine Quellen

 

Textbetrachtung

 

Wenn wir uns eine natürliche Quelle vor Augen führen, dann ist es meines Erachtens ihre grundlegendste Aufgabe, Neues hervorzubringen. Wie aus dem Nichts taucht Wasser aus dem Unterrund auf, lässt ein Rinnsal entstehen, das sich mit anderen Bächen vermischt, bis der Fluss letztendlich seine ihm bestimmte Größe erreicht und ins Meer mündet. Abgesehen davon auch eine wunderbare Beschreibung des menschlichen Lebens. Und wenn wir Jesus nun als die Quelle des Lebens bezeichnen, dann geht es eben auch hier um Neues, das in ihm seinen Anfang nimmt. Gedanken und Handlungen, die andere anstecken und ermutigen, bis daraus eine Bewegung wird, die die Welt verändert. Und eben dieses Neue können wir auch in der Begegnung Jesu mit der Frau am Jakobsbrunnen erkennen. Eine wichtige Stelle, die ich bewusst für dieses Donaugebet ausgewählt habe. Neuartig am Verhalten Jesu ist, dass er eine Frau anspricht. Zur Zeit Jesu macht man das nämlich nicht. Er schon. Und er tut dies, weil es in der Wertigkeit der Menschen für ihn keinen Unterschied gibt. Jede und jeder ist von Gott geliebt. Jede und jeder hat folglich das Recht, mit dem gebührenden Respekt behandelt zu werden. Ein Grundsatz, der zu Recht auch im Grundgesetz Einzug gehalten hat, wenn es dort heißt, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Und an eben dieser Würde ändert sich auch durch die die Art und Weise nichts, wie die Menschen leben. Warum wohl wird diese Frau mittags zum Brunnen kommen und nicht wie die anderen Frauen in aller Frühe. Ganz einfach, weil sie eine aus der Gesellschaft ausgestoßene ist. Eine, die zig Männer hatte und hat. Eine, mit man sich als anständige Frau nicht auf offener Straße sehen lassen will. Nicht so Jesus. Ihm ist dieser Umstand zwar bewusst, aber noch lange kein Grund, die Frau zu ignorieren. Ebenso wenig stört ihn auch die Tatsache, dass diese Frau eine Ausländerin ist, die noch dazu an einen anderen Gott glaubt. Zwei Eigenschaften, die heute oft dazu führen, dass Menschen angefeindet und pauschal abgelehnt und verurteilt werden. Ein Problem, das es schon zu Zeit Jesu gibt und gegen das er sich vehement zur Wehr setzt. Auch Menschen aus anderen Ländern können gute Menschen sein. Auch Menschen, die an einen anderen Gott glauben, können Gutes denken, reden und tun. Allein in der äußeren Beschreibung finden wir also vielfältige Quellpunkte, die etwas Neues in der Art Jesu wiederspiegeln und etwas Neues in Gang bringen. Ebenso aber auch in seinen Worten, die er mit der Frau am Jakobsbrunnen wechselt. Ein Gespräch, das zunächst an der Oberfläche und den 6 scheinbaren Gegensätzen beginnt und das immer tiefer und belebender wird, sowohl für die Samariterin, als auch für uns heute. In diesem Gespräch geht es Jesus darum zu zeigen, dass das, was er den Menschen anzubieten hat, keine Last ist, sondern vielmehr wie eine Quelle, die leben lässt und Freiheit schenkt. Eine Quelle, die sich aus der Überzeugung speist, von Gott geliebt zu sein, ohne Wenn und Aber. Eine Quelle, die nicht erst erschlossen werden muss, sondern die bereits erschlossen ist, weil Gott sie uns schenkt, so wie Jakob seinem Sohn Josef das Feld schenkt, auf dem sich der Brunnen befindet. Diese Annahme der bedingungslosen Liebe, die uns heute so leicht über die Lippen kommt, ohne dass wir wahrscheinlich begreifen, was dies wirklich bedeutet, ist etwas völlig Neues zur Zeit Jesu. Während die gläubigen Juden nämlich davon ausgehen, dass Gott denjenigen liebt, der Gesetze einhält und befolgt, sagt Jesus, dass Gott alle Menschen liebt, auch die, die es aktuell nicht schaffen, die angeblich richtigen Gesetze und Vorgaben zu erkennen und in ihrem Leben umzusetzen. Aus einer Liebe, die das Produkt von Leistung und Disziplin ist, macht Jesus also eine Liebe, die ein Geschenk ist. Aus einem Leben, das Liebe als Ziel hat, macht Jesus ein Leben, das von der Liebe ausgeht. Statt Fleiß und Arbeit, auch im Bereich des Glaubens, verkündet und lebt Jesus eine beinahe schon unverschämte Freiheit, die vieles von dem auf den Kopf stellt, was die Menschen damals, und vielleicht auch heute, für richtig und gut halten. Eben diese Freiheit, Freiheit in Liebe, ist die wirkliche Quelle, von der er spricht und das revolutionär Neue, das er seinen Freuden mit auf den Weg gibt. Nicht Leistung und Disziplin entscheiden über Glaube und Unglaube, sondern einzig die Liebe. Kein Wunder also, dass Jesus mit der Frau spricht, mit der sich sonst keiner abgeben will, mit einer Ausländerin und Andersgläubigen, mit einer, in den Augen vieler, unehrenhaften Frau. Einer Frau, die genau das findet, wonach sie sucht: Die Quelle des Lebens.

 

Lied Gehet nicht auf

 

Fürbitten

 

In Jesus finden wir die Quelle des Lebens. Ihn bitten wir.

 

Die Begegnung am Jakobsbrunnen zeigt uns die Liebe als Quelle allen Lebens. Wir beten für alle, die Liebe in sich spüren und diese Überzeugung ausstrahlen. Und auch für jene, die sich selber nicht lieben können und dadurch unausstehlich werden. Jesus, Quelle des Lebens. Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Die Erzählung des Evangelisten Johannes zeigt, dass Glaube niemanden ausschließt. Wir beten für alle, die das Miteinander suchen und fördern. Und auch für jene, die von ihrer Angst geleitet sind und das Trennende betonen. Jesus, Quelle des Lebens. Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Die Menschen in Westdeutschland stehen nach der Überschwemmung vor großen Herausforderungen. Wir beten für alle, die mit ihren Spenden oder als Unterstützer vor Ort helfen. Und auch für jene, die mit ihrer Neugier die Aufräumarbeiten zusätzlich erschweren. Jesus, Quelle des Lebens. Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Die Naturkatastrophen der letzten Wochen werden als Zeichen des Klimawandels gedeutet. Wir beten für alle, die über ihr Verhalten nachdenken und Nachhaltigkeit suchen. Und auch für jene, die mit ihrer Lebensweise der Natur und Umwelt immer wieder auch schaden. Jesus, Quelle des Lebens. Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Die Angehörigen gedenken des Anschlags auf das Olympia-Einkaufszentrum in München vor fünf Jahren. Wir beten für alle, die sich noch heute um die Familien und Freunde kümmern. Und auch für jene, die sich in ihrer Meinung und Überzeugung immer mehr radikalisieren. Jesus, Quelle des Lebens. Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Die Erinnerung ist ein wesentlicher Teil unseres Glaubens und unserer Kultur. Wir beten für alle, die wir in guter und lebendiger Erinnerung haben. Und auch für jene, die nur noch in der Erinnerung deines Vaters existieren. Jesus, Quelle des Lebens. Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Herr Jesus, du überwindest Grenzen und Mauern und gibst dem Leben neuen Raum. Du ermutigst auch uns, in dieser Weise zu leben. Dafür danken wir dir in Ewigkeit. Amen.

 

Vater unser

 

Gebet

 

Gott begegnen in der Hitze des Tages in der Wüste des Lebens beim Brunnen am Weg.

 

Gott begegnen unverhofft in einem Menschen, der mich braucht.

 

Gott begegnen an Wegen und Plätzen die bekannt sind und im Fremden und Ausgegrenzten.

 

Gott begegnen sich einlassen auf ihn Quellen erkennen Durst löschen und Leben haben Leben von Gott geschenkt                          Helene Renner

 

Segen

 

Lied "Herr, wir bitten"