Das Donaukreuz

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„Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung mit uns seufzt und in den Wehen liegt, bis zur Stunde.“
Röm 8,22

 

Das Donaukreuz von Niederalteich wurde 1995 errichtet als Zeichen der Hoffnung und der geschundenen Schöpfung. Es ist zu einem Symbol weit über unsere niederbayerische Region hinaus für den Einsatz von Christinnen und Christen für die Bewahrung der Schöpfung im Allgemeinen und den Erhalt der letzten 70 km noch frei strömender Donau in unserem Land im Besonderen geworden. Jedes Jahr beim Donaugebet im Juni wird an die Segnung des Donaukreuzes erinnert.

Betrachtung zum Donaukreuz von Abt Emmanuel Jungclaussen OSB

Das Kreuz ist in fast bescheidener Zurückhaltung eingepasst in die Landschaft. Und halb verhüllt von den Bäumen will dieses Kreuz eigentlich nichts anderes, als auf eine immer noch andauernde, ganz stille, viel zu selbstverständlich hingenommene Sensation hinweisen: Diese Sensation ist die letzte Strecke der frei fließenden Donau hier in unserer Heimat. Diese Sensation in ihrer Bedeutung wahrzunehmen, dazu bedarf es der Stille.

Ich möchte Sie gerne bitten, dass Sie einen Augenblick ganz still werden, dass Sie ganz Auge werden hin zur Donau, dass Sie ganz Ohr werden hin zu Donau. Versuchen Sie einmal, die Sprache der Kreatur zu vernehmen. Hier das Geheimnis des Strömenden. Unaufhörlich strömen die Wasser, jenes Urelement, aus dem einst nach biblischem Bericht die Schöpfung hervoring. Element des Lebendigen, aber auch Sinnbild der Vergänglichkeit, ja sogar Sinnbild der Verwandlung durch den Tod. Der Strom, als das Bild des Immergleichen - Fließen und Strömen - und zugleich Bild der beständigen Veränderung - Wirbel und Wellen, Auftauchen und Niedersinken. Und wer von Ihnen dicht ans strömende Wasser tritt und länger hineinschaut, fühlt sich geheimnisvoll im eigenen Inneren angesprochen, wie die Weisen aller Zeiten. So als würden die Stimmen des Stromes flüstern und rufen: Komm mit! Komm mit! Lass dich los und lass dich ein! Komm mit auf die schier endlos scheinende Reise, die einmündet ins Meer, ins Grenzenlose.

Die Sehnsucht des Menschen nach Entgrenzung und nach dem Unendlichen wird durch das Ursymbol des frei fließenden Stromes geweckt. Ist das, was ich sagte, alles nur Traum oder dichterische Phantasie eines alternden Abtes, der seine bleibende Heimat, so Gott will, hier am Donaustrom fand? Ich meine nicht.

Wenn in dieser Stunde mein evangelischer Amtsbruder mit mir zusammen dieses Kreuz für Sie alle und mit Ihnen allen segnen wird, dann ist damit endgültig ein Glaubenssymbol errichtet, dessen Botschaft in innigster Verbindung mit der Symbolsprache des Stromes steht. Dieses Kreuz hier sagt als erstes: Hier bei der Donau geht es um Gottes lebendige Schöpfung. Sie zu bewahren, ist unserem Verantwortungsbewusstsein anheim gegeben. Denn Mensch sein heißt, dem Leben dienen. Als zweites aber sagt das Kreuz: Alles wirkliche Leben in dieser Schöpfung ist Widerspiegelung der Lebensfülle Gottes. Für die Sehnsucht des Menschen nach Entgrenzung und unendlichem Leben gibt es die Verheißung des ewigen, unzerstörbaren Lebens, zu dem wir, wie der Strom zum Meer, miteinander unterwegs sind.

Liebe Schwestern und Brüder, Geschwister im Gesamt der Schöpfung, möge das Donaukreuz uns allen die stets lebendie Mahnung sein, auf diesem Weg, diesem gemeinsamen Weg zum gemeinsamen Ziel der Vollendung, miteinander und füreinander dem Leben zu dienen.

 

 




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Jährliches Segensgebet

HERR JESUS CHRISTUS, wir bitten DICH:

Segne uns und alle Menschen,

die sich unter diesem Kreuz als Hoffnungszeichen versammeln.

Stärke unseren Glauben.

Lass uns in der Torheit des Kreuzes DEINE Macht und Weisheit erkennen.

Erhöre uns, wenn wir beten, klagen, loben und danken.

Lass uns DEINEM Vorbild nachfolgen,

bis wir DICH von angesicht zu Angesicht sehen.

Im Namen des VATERS und des SOHNES und des HEILIGEN GEISTES. Amen